Das Berger Grab in Rahna
Das Berger-Grab ist das einzige bekannte Grab eines einfachen Soldaten aus den Befreiungskriegen.
Bekannt wurde es aus dem sogenannten Berger-Brief. Danach hat ein Verwandter der Familie Berger (August Gottlieb Lübberts) das Schlachtfeld bei Großgörschen nach den Kämpfen besucht und den toten Berger gefunden. Einem Dorbewohner (Bauerndorf Musikus Schumann) aus Rahna gab er eine großzügige Summe Geld damit dieser Berger begrub und das Grab pflegte. Schumann nahm das Geld und verwendete es für den Aufbau seines bei der Schlacht zerstörten Hauses und begrub Berger in seinem Garten. 1989 wurde der kaum noch lesbare Grabstein von der Denkmalschutzbehörde restauriert und an den Rand des Gartens verlegt. Die Kam. Frank Zetzsche und Roland Vierig von den Lützowern Jägern aus Leipzig öffneten das alte Grab und bargen das vollständige Skelett von Berger. Dieses wurde am neuen Standort des Grabsteines bestattet. Berger starb am 02.05.1813 gegen 16 Uhr beim Angriff seiner Sektion auf das Dorf Rahna.
Das Grab wird seit vielen Jahren von der Familie Schwarze gepflegt.
Für dieses tolle und nicht alltägliche Engament möchte wir uns bei Frau und Herrn Schwarze bedanken.
1989 wurde Berger von den Lützowern Kammeraden geborgen und in einer einfachen Holzkiste erneut
beigesetzt.
Auf den Bildern ist sehr gut die Kopfwunde erkennbar.
Foto Armin Kühne Leipzig
alle Rechte vorbehalten
Berger Brief
Breslau, den 11 August 1813
Liebe gute Tante !
-- Vielleicht hätten ihn die bitten und Vorstellungen seiner Verwandten und Freunde, obgleich in diesem Augenblick alles enthusinsuiert war, zurückgehalten, wenn er nicht gerade mit dem bei uns 6 Monate lang im Quartier liegenden Herrn Major von Watzmer, Kommandeur des II. Westpreußischen Grenadier-Bataillons vertraut und von diesem in seinem Entschluss bestärkt worden wäre. Hunderte der angesehnsten Leute strömten zu, er war frei und unabhängig, also keine großen Rücksichten und es war geschehen.
Die Uniform der Freiwilligen Garde-Jäger, grün mit gelben Litzen stand ihm besonders gut. Sein Gesicht hatte sich in den letzten 10 Jahren gar nicht verändert. Die Ausbildung hatte er bald weg. einige Wochen ließ Jago sie in Lissa cantonieren, dann hier vor seiner Majestät dem König Revue passieren und am 23. März gings fort, in Tagesmärschen von 4-5-6 Meilen über Bunzlau, Görlitz, Bautzen und Dresden gen Leipzig zu.
6 Meilen von Leipzig marschierten sie einige Tage hin und her bis zum 28.April wo ich einen Brief von Berger aus Stöhna in Leipzig erhielt, wohin mich unseres Rheinweingeschäftes halber der Papa geschickt hatt, worin Berger mich bittet, ihn doch noch zu besuchen, ehe sie weiter rückten, er meinte, wer weiß, eh wir uns je wieder sehen.
diesen Tag konnt ich nicht, den 29. Donnerstag aber setzte ich mich zu Pferde und trabte nach Stöhna.
Aber schon in Rochlitz erfuhr ich, das die Garde-Jäger nach Altenburg aufgebrochen wären, ich trollte also die 3 Meilen weiter und kam gegen 6 Uhr abends in Altenburg an, traf glücklicher weise den jungen Gärtner und erfuhr gleich Bergers Quartier, er freute sich sehr über meinen Besuch und wir beschlossen, mit seinen Kammeraden einen frohen Abend zu verleben, als auf einmal zum Abmarsch geblasen wurde, daß ich gerade noch Zeit hatte mein Pferd in den Stall zu ziehen und der fröhlichen Schaar zu folgen, welche in 10 Minuten auf dem Markt versammelt stand. Nach einer kurzen Ansprache des Hauptmanns gings fort, ich trug Bergern sein ungeheuer schweres Ränzel und die Freundenlieder ließen uns nicht an das Unbequeme denken.
Eine halbe Stunde von der Stadt noch bei Tage wurde zum ersten mal scharf geladen und dann auf einem sandigen unegalen Wege bis gegen Mitternacht in der größten Finsternis fort marschiert. Bei Meuselwitz, 2 1/2 Meile von Altenburg wurde Halt gemacht und auf dem Acker gelagert, etwas gegessen und ein Pfeifchen geglimmt und Abschied genommen. Berger versprach mir, ja wiederzukommen und ich sagte ihm ein herzlich Lebewohl. Dies war Freitag morgen, wo sie bis Zeitz weitermarschierten, dann wieder nach Borna und über Pegau am 2. aufs Schlachtfeld. In Meuselwitz , wo ich Berger verlassen und in Wirtshaus abgetreten war, wurde ich von den Freiwilligen des Brandenburgischen Kürassierregiments für einen Spion gehalten, arrestiert.
Erst nach Anhören des Generals von Blücher kam ich nach längerem Verhör wieder frei. Den Freitag abend kam ich nach Leipzig zurück und sähe das Yorcksche Corps vorbeidefilieren, welches besser getan hätte, durch Leipzig durch, geradewegs auf Lützen loszugehen.
Am Sontag morgen 10 Uhr hörten wir die Kanonade angehen, mehrere Schüsse und anhaltendes kleines Gewehrfeuer ganz nahe, gegen Mittag kamen schon die Kosaken, Husaren und etwas Infanterie, Preußische und Russische reteriert und ging nach durch auf Dresden zu. Von einem hohen Hause sah am die Affäre vor der Stadt, und unsere den Rückweg mit einigen Kanonen decken und wie die Tirailleure sich gegenseitig herumschlugen, bis die Franzosen stark vordrängten und nachdem noch einige Salven in der Vorstadt gegeben wurden, herauskamen, einem Stadtsoldaten und einen Bürger, der einzige vielleicht der auf der Straße war, niedergeschossen, dann auf die Post und aufs Rathaus sprengten und gleich wieder fort den Russen nach. Mehr Kavallerie wie diese 50 Chasseure sahen wir nicht und dann ein Bataillon Infanterie. Der Rest des Corps, welches Lauriston kommandierte, blieb vor der Stadt postiert und befand sich in der größten Verlegenheit, da es ganz abgeschnitten war.
Den Montag früh drängten sie die Russen wieder in die Stadt und blieben bis dienstag früh, wo das Neysche Corps anrückte. Diese Zeit war die Bestürzung allgemein, denn man ist nichts weniger als französisch. Wie die Franzosen kamen waren die läden zu und keine Seele auf der Straße, und wie die Russen anrückten strömten ihnen alles entgegen, das Volk warf unter lauten Hurra die Hüte bis in den ersten Stock, während die Franzosen noch am Tor waren. Die Sachsen sagen, wenn nur Preußen sich irgend bestimmt gegen sie erklärt, gleich alles die Waffen mit gegen Frankreich ergriffen hätte.
Nun hörte ich also von der blutigen Schlacht vom 2. die ersten offiziellen Berichte und ritt am mittwoch morgen gleich selbst auf das Schlachtfeld, welches sich mehrere Meilen weit ausdehnte und nicht weiter wie einige Stunden von Leipzig war. eine viertel Meile links von Lützen ging es an und erstreckte sich über Kaja, Rahna, Klein-Görschen und Großgörschen. Das Terrain ist eine schöne Ebene und nur bei den Dörfern einige unbedeutende Gräben und Gebüsch, der einzige Flötzgraben ist für die Kavallerie wegen seiner Tiefe und steilen Ufer nicht gut zu passieren, diesen hätten wir aber kennen und so benutzen wollen, wie Ney ihn benutzte, er lag mit Leichen angefüllt, aber immer 2 Preußen und ein russe auf 5 Franzosen anzunehmen, sowie über das ganze Schlachtfeld, wo noch niemand begraben war, und die Leichen an manchen Ort besonders auf der Anhöhe bei Kaja, wo unsere Garden den Abend chargiert hatten, so dick lagen, das man darüber weg steigen mußte.